Wie gefährlich ist Carrageen?

Stand:
Bei Rohköstlern werden der Carrageen-Alge (weißes Irisches Moos, Irish Moss, Rotalgenart) u.a. entzündungshemmende Wirkungen und Steigerung des Stoffwechsels zugesprochen. Gleichzeitig steht Carrageen (E407) im Verdacht, krebserregend zu sein bzw. die Darmschleimhaut zu schädigen. Was ist richtig?
Zutatenliste auf der unter anderem Carrageen gelistet ist
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Wissenschaftlich ist bisher nicht geklärt, ob Carrageen als Zusatzstoff für den Menschen tatsächlich gesundheitsschädlich ist. Für Allergiker kann er ein Problem darstellen, in Säuglingsnahrung sollte er nicht verwendet werden. Mehr dazu finden Sie hier.

Es wird aktuell diskutiert, ob erhöhter Carrageenverzehr die Barrierefunktion des Darms negativ beeinflusst und Entzündungsreaktionen verstärkt (Studie). In Bezug auf Krebs gibt es Hinweise, dass Carrageen die Entstehung von Krebs fördern aber auch hemmen kann und so in der Krebstherapie eingesetzt werden könnte (Studie). Es bedarf weiterer Studien, um Aussagen über die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen von Carrageen machen zu können.

Carrageen ist ein Mehrfachzucker (langkettiges Polysaccharid), der aus Rotalgen gewonnen wird. Durch Waschen mit heißem Wasser und anschließendem Kochen in Lauge lässt sich das Polysaccharid aus den Algenzellen isolieren. Die gesundheitliche Wirkung ist also nicht mehr mit den frischen oder getrockneten Algen vergleichbar.

Für die Erzeugung von Carrageen werden die Algen heute überwiegend in Indonesien gezüchtet. Die europäischen Produktionsmengen sind vergleichsweise gering, Produzenten hier sind Frankreich, Irland, Großbritannien und Norwegen. In Deutschland gibt es seit einigen Jahren auch eine Rot- und Braunalgenzucht auf Sylt. Dort werden die Algen schon nach 3–4 Monaten geerntet, sodass der Jodgehalt geringer ist als in häufig aus Asien importierten Produkten.

 

Rotalgen zählen zu den Makroalgen und sind, wie auch andere Algen bei Rohköstern oder Veganern als "Supergreens" sehr beliebt. Sie enthalten in der Regel höhere Mengen an Omega-3-Fettsäuren, Mineralstoffe (vor allem Jod) und Ballaststoffen. Allerdings sind die Inhaltstoffe nicht nur je nach Art sehr unterschiedlich, sondern es können auch innerhalb einer Art sehr große Schwankungen auftreten. Diese sind abhängig von der Saison bzw. Erntezeit, dem Anbaugebiet und dem Verarbeitungsprozess.

Die Forschung steckt, was die positive gesundheitliche Wirkung von Algen angeht, allerdings noch am Anfang.

Sicher ist, dass (Rot)algen teilweise einen extrem hohen Jodgehalt aufweisen, zudem sind sie häufig mit Schwermetallen wie Blei, Cadmium, Aluminium und Arsen belastet. Aus diesem Grund raten wir beim Konsum von Rotalgen zur Vorsicht. Ein plötzliches Jod-Überangebot kann zum Gesundheitsrisiko werden. Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen sollten auf den Verzehr von Meeresalgen ganz verzichten. Alle anderen sollten nur solche Meeresalgenprodukte kaufen, die eindeutige Angaben zum Jodgehalt und zur maximalen Verzehrmenge enthalten. Die Schwermetallbelastung kann über einen längeren Zeitraum aufgenommen Herz-Kreislauf-, Nieren- oder Knochenerkrankungen fördern.

Mehr dazu finden Sie hier in unserem Artikel "Oft zu viel Jod in Meeresalgen-Produkten".

Leider gibt es für Algen(-produkte) in Deutschland bislang keine staatlich zugelassenen Höchstmengen an gesundheitsschädlichen Stoffen. Frankreich hingegen hat Grenzen vorgegeben, die durch auf dem Markt zugelassene Produkte nicht überschritten werden dürfen.

Alternative pflanzliche Gelier- oder Bindemittel sind beispielsweise Xanthan (E 415), Guarkernmehl (E 412) oder Johannisbrotkernmehl (E 410). Vor allem die beiden letztgenannten stammen jedoch auch nicht aus Deutschland und können in Einzelfällen Allergien auslösen.

Xanthan wird mit Hilfe von Bakterien aus zuckerhaltigen Substraten gewonnen. Wenn Sie Xanthan im Bioladen erwerben ist die Verwendung von gentechnisch veränderten Mikroorganismen ausgeschlossen.

Zum Weiterlesen:

Marktcheck essbare Algen: Nährstoffquelle mit potenziellem Gesundheitsrisiko

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Ähm, Carrageen =/= die Algen.

 

Die Algen mögen ok sein, in dem Zustand wie sie sind, aber der E-Stoff Carrageen ist ein sehr stark verarbeitetes Isolat und genau das macht aus einem brauchbaren Stoff aus der Natur eine industrielle Masse, die für den Körper schädlich ist.

 

Leider wurde die gute Gelatine (in Pudding, Glace, etc.) immer mehr durch Carrageen, Guarkernmehl (etc.) ersetzt, so dass es heute kaum mehr Fertigprodukte mit Gelatine gibt. Sogar die Schlagsahne bzw. der flüssige Rahm ist schon seit etlichen Jahren mit dem Verdickungsmittel Carrageen gestreckt. Immerhin hat man beim Kauf von Rahm noch die Wahl den 100%ig reinen Rahm zu kaufen (der halt mehr kostet, als derjenige mit Carrageen). Doch auf der Rahmverpackung kann (beim billigen Rahm) trotzem das Wort "Vollrahm" stehen, und liest man dann die Zutaten, ist ersichtlich, dass ein erheblicher Teil an Carrageen dem Rahm zugesetzt wurde. Es ist schade, dass man als Konsument nicht mehr die Wahl hat, Produkte mit Gelatine (tierische Gelatine ist u. a. gut für das Bindegewebe) zu kaufen. 

Ich habe vor einigen Jahren festgestellt, dass meine gelegentlichen, sehr heftigen Magen-Darm-Reaktionen auf Carrageen in den Lebensmitteln zurückzuführen ist. Akuter, schmerzhafter Durchfall, tlw. Erbrechen, Schmerzen und Benommenheit. Seit ich dies meide habe ich keinerlei Probleme. Mich verunsichert dabei, dass der Unterschied zwischen dem Einsatz von Algen bzw. deren Auszugsstoffen und Carrageen (das, soweit ich es verstehe, ein nach vielen Bearbeitungen entstehendes Produkt ist) in Beiträgen wie hier nicht differenziert wird. Somit traue ich mich auch nicht, die ggf. guten Inhaltsstoffe versch. Algen, z.B. als Calcium im Haferdrink zugesetzt, zu testen. Ich wünsche min, dass hier differenzierter geforscht und berichtet wird.

 

Anmerkung der Redaktion:

Es ist wichtig zu betonen, dass Carrageen und andere Algenextrakte unterschiedliche Substanzen mit verschiedenen Verarbeitungsprozessen und chemischen Strukturen sind. Carrageen wird durch Extraktion und Verarbeitung von Rotalgen gewonnen, wobei die resultierenden Polysaccharide spezifische Eigenschaften aufweisen.

Andere Algenextrakte können unterschiedliche Zusammensetzungen und potenzielle gesundheitliche Auswirkungen haben.

In Hafermilch werden Algen hauptsächlich zur Anreicherung mit Calcium verwendet. Hierbei kommt insbesondere die Rotalge Lithothamnium calcareum zum Einsatz, die von Natur aus einen hohen Calciumgehalt aufweist. Durch die Zugabe dieser Alge können Haferdrinks einen Calciumgehalt erreichen, der mit dem von Kuhmilch vergleichbar ist.

Für Personen mit einer Unverträglichkeit gegenüber Carrageen ist es wichtig zu wissen, dass Lithothamnium calcareum eine andere Algenart ist und in Haferdrinks zur Calcium-Anreicherung eingesetzt wird. Dennoch sollten Betroffene die Zutatenliste sorgfältig prüfen und bei Unsicherheiten ärztlichen Rat einholen, um mögliche Unverträglichkeiten auszuschließen.

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