Ich habe ein paar Fragen zum Zuckergehalt von Lebensmitteln. Was bedeutet "davon Zucker" in der Nährwerttabelle auf Verpackungen? Ist hier der industriell beigemischte Zucker inklusive des frucht- bzw. gemüseeigenen Zuckers gemeint?
Foto:
Verbraucherzentrale Bayern
Ich habe hierfür zwei Beispiele:
- Apfelmark: Kohlenhydrate 11,6 g, davon Zucker 11,1 g (laut Zutatenliste 100% Äpfel)
- Erbsen: Kohlenhydrate 7,4 g, davon Zucker 3,7 g (Zutatenliste: Erbsen, Wasser, Zucker, Speisesalz)
Das würde aber auch heißen, dass der laut WHO empfohlene Zuckerkonsum von maximal 24 g pro Tag mit zwei Bananen schon gedeckt ist. Und, wie hoch ist der maximale Zuckerkonsum für ein Kind? Dieser müsste doch wesentlich geringer sein, als der für einen Erwachsenen?
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1) Unter den Begriff "davon Zucker" fallen alle in Lebensmitteln vorhandenen Einfach- und Zweifachzucker (Mono- und Disaccharide), egal ob zugesetzt oder von Natur aus enthalten. Zu den Einfachzuckern zählen zum Beispiel Glukose (Traubenzucker) und Fruktose (Fruchtzucker), zu den Disacchariden die Saccharose (Haushaltszucker).
Zum Oberbegriff "Kohlenhydrate" werden auch die Polysaccharide – Mehrfachzucker – gezählt. Darunter fällt zum Beispiel die Stärke.
Die Nährwerttabelle zeigt nicht, welcher Zucker und wie viel dem Lebensmittel zugefügt wurde. Nur der Blick auf die Zutatenliste verrät, wenn Zucker zugesetzt wurde und welcher Zucker verwendet wurde. Dort finden Sie alle verwendeten Zutaten in absteigender Reihenfolge ihres Gewichtsanteils. Hier können Sie auch nachlesen, welche Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe ggf. im Produkt enthalten sind. Als sogenannte mehrwertige Alkohole fallen sie nicht unter den Begriff Zucker und tauchen in der Nährwerttabelle nicht auf.
Zu Beispiel 1:
In Apfelmus ohne weitere Zutaten finden Sie also in der Nährwerttabelle den Zucker, der von Natur aus enthalten ist.
Zu Beispiel 2:
Bei den Erbsen setzen sich die 3,7 g aus zugesetztem und von Natur aus enthaltenem Zucker zusammen. In welcher Menge Zucker zugesetzt wurde erfährt man nicht.
2) Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt pro Tag nicht mehr als 5 % der Gesamtenergiezufuhr in Form von "freiem Zucker" zu essen. Bei einem Gesamtenergiegehalt von etwa 2000 kcal pro Tag entsprechen dies etwa 24 g Zucker. Da Kinder einen niedrigeren Energiebedarf haben verringert sich die Menge entsprechend.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE), die Deutsche Adipositas-Gesellschaft e. V. (DAG) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft e. V. (DDG) haben Ende 2018 ein Konsensuspapier mit einer Empfehlung zur maximalen Zufuhr von "freiem Zucker" in Deutschland veröffentlicht.
Sie sprechen sich für eine maximale Zufuhr "freier Zucker" von weniger als 10 % der Gesamtenergiezufuhr aus. Bei einer Gesamtenergiezufuhr von 2 000 kcal/Tag entspricht diese Empfehlung einer maximalen Zufuhr von 50 g freien Zuckern/Tag und ist somit nicht ganz so streng wie die Vorgabe der WHO.
Diese quantitative Empfehlung ist nicht im Sinne einer empfohlenen Zufuhr zu verstehen, sondern als maximale Obergrenze.
Unter "freiem Zucker” werden Monosaccharide und Disaccharide verstanden, die Lebensmitteln vom Hersteller, Koch oder Konsumenten zugesetzt werden, sowie von Natur aus in Honig, Sirup, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten enthaltener Zucker. Die WHO-Richtlinie bezieht sich nicht auf natürlicherweise in frischem Obst und Gemüse sowie Milch vorkommenden Zucker.
Informationen zu Zucker und Süßmachern in Lebensmitteln finden Sie auf unserer Homepage hier: Zucker und Zuckerersatz: So erkennen Sie Süßmacher in Lebensmitteln
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