Ist Kindermilch sinnvoll für die Gesundheit?

Stand:
Was halten Sie von sog. Kindermilch (ab dem 12. Monat)? Enthält sie wirklich eine bessere Nährstoffzusammensetzung als Kuhmilch oder ist es hauptsächlich Geldmacherei der Kindernahrungshersteller?
Gläser mit Milch und Joghurt auf einem Tisch
Off

Gesunde Kleinkinder brauchen bei einer ausgewogenen Ernährung keine nährstoffangereicherten Ersatzprodukte wie es die Kindermilch ist. Sie können ab dem 10. Lebensmonat an die normale Familienkost mit natürlicher Milch und Milchprodukten herangeführt werden.

Sogenannte Kindermilch ist ein Ersatzprodukt für Trinkmilch. Es gibt sie trinkfertig oder als Pulver zur Zubereitung mit Wasser. Es wird der Eiweißgehalt von Kuhmilch von 3,3 g/100ml verringert auf ca. 1,5 g/100ml. Außerdem werden weitere Änderungen in der Zusammensetzung von Kindermilch durchgeführt: Im Vergleich mit Kuhmilch mit 1,5 % Fett ist der durchschnittliche Gehalt an Eisen, Zink, Kupfer, Jod, Selen und Mangan sowie den Vitaminen A, D, B1, C, K, E und Pantothensäure und Omega-3-Fettsäuren erhöht, aber ärmer an Kalium, Calcium, Phosphor und Magnesium sowie an Vitamin B2, Biotin und Vitamin B12. Der Energie- und Fettgehalt entspricht in etwa dem der Kuhmilch mit 3,5 % Fett, der Gehalt an Kohlenhydraten ist höher als in Kuhmilch.

Diese Punkte zeigen, warum Kindermilch nicht empfehlenswert ist:

  • Es gibt keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege dafür, dass eine reduzierte Eiweißzufuhr das Risiko für Übergewicht im späteren Kindesalter senkt. Aktuelle Studien zeigen bei Kleinkindern einen zu hohen Verzehr der Eiweißlieferanten Wurst, Fleisch und Eier, nicht jedoch von Milch.
  • Kindermilch kann eine bei Eisenmangel notwendige gezielte Supplementierung unter ärztlicher Kontrolle nicht ersetzen. Natürliche Eisenquellen sind nicht Kuhmilch und Milchprodukte, sondern andere Lebensmittel wie Vollkornprodukte und Fleisch.
  • Die Anreicherung kann zu einer unkontrollierten Überversorgung bei einigen Nährstoffen führen, insbesondere bei Verzehr weiterer angereicherter (Kinder-)Lebensmittel. Kuhmilch und -produkte sind mit die wichtigsten Calciumquellen, Kindermilchgetränke enthalten jedoch etwa ein Drittel weniger Calcium als Kuhmilch.
  • Die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren stammen aus zugesetzten pflanzlichen Ölen, die in Milch natürlicherweise nicht vorkommen.
    Sinnvoller ist der Verzehr von Lebensmitteln, die natürliche Quellen für Omega-3-Fettsäuren sind wie Seefisch und pflanzliche Öle (beispielsweise Rapsöl).
  • Kindermilch ist viel süßer als Milch und häufig mit Aromen versetzt. Das kann dazu führen, dass sich das Kind an den speziellen, süßlichen Geschmack gewöhnt.
  • Kindermilch ist bis zu viermal teurer als Kuhmilch. Ein Preisvergleich ist kaum möglich, da sich die Grundpreisangabe meist auf das Gewicht des Pulvers bezieht und nicht auf die verzehrsfertige Menge.

Ernährungsphysiologische Vorteile von Kindermilch gegenüber fettreduzierter Kuhmilch konnten nicht nachgewiesen werden.

Kindermilch ist daher überflüssig und außerdem teuer.

Mit drei Portionen Milch und Milchprodukten täglich – zusammen etwa 300-330 ml – ist Ihr Kleinkind gut versorgt. Beispiel: Ein kleines Glas Milch zum Frühstück, ein kleiner Becher Joghurt am Nachmittag und ein Käsebrot am Abend.

Es wird für Kleinkinder fettreduzierte (1,5 %) Frischmilch empfohlen.

Hier finden Sie weitere Informationen zur Ernährung von Kindern

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